Klettersteigpower im Saastal
Klettersteig-Enthusiasten haben sie in der Schweiz lange vermißt, die spannenden Eisenwege, die in den Ostalpen auf so viel Resonanz gestoßen sind. Jetzt hat das Alpenländchen nachgezogen und in den letzten Jahren jede Menge neue Ferrate ins Leben gerufen. Besonders das Wallis hat investiert und kann sich mit mehr als 20 Routen schmücken. Mit einer gelungenen Mischung an Senkrechtstartern wartet das Saastal auf.
Einmal vom Klettersteig-Virus gepackt, kann ich mich diesem nicht mehr entziehen und jede Neuentdeckung wird sofort in Augenschein genommen und auf Herz und Nieren geprüft. Freund und Schwester müssen herhalten, doch es ist ihnen nur recht, den Alltag mit einer Adrenalinspritze aufzumöbeln. Bereits seit einigen Jahren schreibt das Saastal Klettersteiggeschichte. Die Einrichtung einer Eisenroute im Sommer 2000 auf das Jegihorn, einen echten Dreitausendergipfel, war schon eine Sensation. Drei Jahre später macht ein nächster Dreitausender Schlagzeilen in Ferratistenkreisen: das Mittaghorn im Gletscherkessel von Saas Fee. Schnell hat es sich herumgesprochen, dass da eine Route mit einem Höchstgenuss an Kletterei und Panorama verbunden ist, die nicht nur dem Spezialisten vorbehalten, sondern auch dem Einsteiger zugänglich ist. Fieberhaft warten wir ein Hoch ab, um dem Gerücht nachzugehen. Der Alpin-Express bringt uns zur Mittelstation Morenia und über Blockwerk folgen wir den Markierungen zum Einstieg. Der alpine Zustieg, der Trittsicherheit und gutes Schuhwerk voraussetzt, ist vielen Schweizer Klettersteigen gemeinsam und macht sie gerade auch deshalb interessant.
Auch das Klettervergnügen erfährt eine Steigerung durch die nicht ganz so üppige Absicherung, wie das bei französischen Sportklettersteigen der Fall ist, so dass man noch in den Genuss der Felsberührung kommt und beim Tritte suchen etwas denken darf. Der Panoramasteig, der sich über den Nordwestgrat zum Gipfel des Mittaghorns hinaufzieht, entspricht mehr als unseren Erwartungen. Die Kulisse ist atemberaubend. Zum Greifen nahe glitzert der Feegletscher, seine wild zerrissenen Gletscherströme, die sich von Allalinhorn, Alphubel und der Mischabelgruppe herabwälzen. Gegen Norden kann man das ganze Saastal bis ins Rhonetal hinunterblicken. Vom Gipfelkreuz, bestaunen wir dann im Osten den Weissmies, im Süden liegt der Monte Moro Pass und der Mattmark-Stausee zu Füßen und in der Gratverlängerung hinterm Egginer balanciert die Britannia Hütte im rauen Felsgelände. Pfadspuren führen uns durch Steilflanken auf einen Querweg, der rechts über die Britannia Hütte eine wunderbare Bergtour bereit hält, zahlreiches Steinbock-Publikum inbegriffen. Nach links hingegen ist schnell die Gondel von Plattjen erreicht, mit der man sich den kniemörderisch steilen Abstieg nach Saas Fee ersparen kann.
Fast könnte man sagen, das Saastal hat sich zum Klettersteig-Mekka gemausert, allein 6 Ferrate befinden sich im Talschluß. Das Spektrum ist abwechslungsreich und reicht von leicht bis schwierig, von hochalpin bis sportlich-verwegen. Eine besondere Unternehmung, die auch gut bei schlechtem Wetter durchgeführt werden kann, hält die Gorge Alpine bereit. Bergführer haben durch die Bachschlucht zwischen Saas Fee und Saas Grund einen nervenaufreibenden Abenteuer-Parcours eingerichtet. Da pendelt man dann über vom Gletscher zu phantastischen Formen geschliffenen Schluchtabschnitten und saust in mystische Höhlen hinein, kraxelt über brüllenden Wasserschlünden, balanciert über Leitern und Hängebrücken. Der Name Gorge Alpine ist übrigens dem Restaurant „La Gorge“ entlehnt, denn durch den gemauerten Turm des Restaurants erfolgt der originelle Einstieg in die Schlucht. Und der ist ohne Anmeldung fest verschlossen. So wird der Zutritt von Leichtsinnigen verhindert, die sich womöglich ohne spezielle Ausrüstung und Erfahrung, die es vor allem für die Pendelgänge braucht, in die wildromantische Klamm aufmachen wollen.
Doch man muss nicht immer dramatische Wege gehen. Friedliche Wandertage lassen sich in Saas Almagell erleben. Das letzte Dorf im Saastal ist vom Massentourismus weitgehend unberührt geblieben. Ein attraktiver Erlebnisweg mit leichten Klettersteigpassagen und Hängebrücken, ideal für Familien, balanciert hoch über dem engen Tal und verbindet die abgeschiedene Almagelleralp mit dem archaischen Weiler Furggstalden, dessen verwitterte Holzhäuser in eine andere Welt entführen.
Fotostrecke:
Infos:
Bergführerbüros:
Bergführerbüro Saas-Fee Guides
Tel. +41-27-9574464
info@saasfeeguides.ch
www.saasfeeguides.ch
Bergsportschule Weissmies
Tel. +41-27-9571444
weissmies@rhone.ch
www.weissmies.ch www.klettersteig.ch
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